Das Jahr 1985 steht ganz im Zeichen des 75jährigen Jubiläums der „Harmonie“. Es ist eigentlich das 76. Vereinsjahr. Man hat 1984 jedoch dem Musikverein „Frohsinn“ den Vortritt gelassen, der dort sein 100jähriges Jubiläum feierte.
Der erste Höhepunkt des Jubiläumsjahres bildet das Jubiläumskonzert in der Festhalle. Der Männergesangverein „Gemütlichkeit“ Rauschendorf umrahmt das Konzert. Die Rauschendorfer sind mit 150 Personen angereist und so verwundert es nicht, wenn der Jahresbericht vermerkt, dass die Festhalle bis auf den letzten Platz gefüllt war.
4 Wochen später, vom 31. Mai . 3. Juni, steigt dann das große Jubiläumsfest.
Der Freitag beginnt mit einer Kranzniederlegung am Denkmal. Dann begibt sich der Jubelverein zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Festhalle, wo anschließend auch der Festakt stattfindet.
Nach dem Fassanstich durch Bürgermeister Rückgauer sorgen 21 Kapellen im Festzelt für gute Unterhaltung.
Am Samstag trifft dann der befreundete Musikverein aus Hombrechtikon ein. Die „Harmonie“ begrüßt die Schweizer in den Kuranlagen bei der von den Hombrechtikonern 1983 gestifteten Linde.
Ein „Bunter Abend“ mit namhaften Künstlern sorgte am Samstagabend für erfrischende Unterhaltung. Die Zeitung titelt: „Bunter Abend wird voller Erfolg Programmischung der Extraklasse“
Nach den Festgottesdiensten in beiden Kirchen trifft man sich dann am Sonntag im Festzelt zu einem Frühschoppenkonzert der Schweizer Gäste. Ein farbenprächtiger Umzug mit 25 Gruppen zieht sich dann am Sonntagnachmittag durch Tennenbronn. Es schließt sich im Festzelt ein Unterhaltungskonzert der Vereine an. Am Abend spielen die „Bernecktäler“.
Am Montag folgt ein Rentnerfrühschoppen. Ein bunter Kinderumzug mit 12 Gruppen ist Höhepunkt am Montagnachmittag. Kindergärten, Vereine und die Schule beteiligten sich mit Gruppen am Umzug und mit Auftritten auf der Festbühne.
Der Abschluss des Jubiläumsfestes bildet dann der Dorfabend. „Es war ein herrlicher Abschluß des Jubiläums. Bei bester Stimmung ging das Fest nach Mitternacht zu Ende. Allen Beteiligten wird dieses Jubiläum in guter Erinnerung bleiben“.
Launig schreibt der Schwarzwälder Bote noch unter dem Titel: „Da war noch so einiges ...“
„Exakt 75 Jahre ist es her, dass in Tennenbronn jenes denkwürdige Ereignis geschah. Beim Kirchgang an jenem sonnigen Maitag war’s als der damaligen Militärkapelle aufgetragen wurde, die Gemeinde zur Kirche anzuführen. Nur leider wurde vorher nicht genau festgelegt, in welches Gotteshaus man gehen sollte, das katholische oder evangelische. Kurzum, der ganze Spaziergang endete in einem Spektakel. Die eine Hälfte der Kapelle marschierte in Richtung katholische Kirche, während sich die evangelischen Musiker für ihre Kirche entschieden.
Das weitere Nachspiel ist bekannt; seither gibt es in der Fremdenverkehrsgemeinde zwei Musikvereine. Am Freitag nun beim Festakt zum 75jährigen Jubiläum gab’s etwas ganz Besonderes. Um einem ähnlichen Dilemma vorzubeugen, hatte man schließlich den Patenverein Musikverein Frohsinn für die musikalische des Festaktes engagiert; der Gottesdienst wurde ökumenisch abgehalten.
Sowohl Katholiken als auch Protestanten waren so zufriedengestellt und hätte man die Ökumene an jenem Maitag schon gehabt, man hätte heute wohl nur einen Musikverein im Ort.
Ganz so tragisch ist es ja nun doch nicht, dass es zwei Musikverein gibt. Zumindest, wenn man das derzeitige freundschaftliche Nebeneinander dieser beiden Vereine verfolgt, könnte man meinen, der Friede im Fremdenverkehrsort sei wohl endgültig eingekehrt. Eindrucksvoller als beim Jubiläum wurde allerdings diese These nur selten unter Beweis gestellt.
Harmonie-Vorsitzender Fritz Grießhaber, der ja als zurückhaltender Mensch bekannt ist, hatte soeben freudestrahlend das Geschenk des Patenvereins, ein Bongo, entgegengenommen, als er eine andere Entdeckung machte: Ein Couvert war’s, das noch beigelegt wurde, und das konnte ja wohl unmöglich dazugehören. Als ehrlicher Finder gab es Harmonie-Vorsitzende seinem Kollegen zurück. Grießhaber, das Couvert in die Höhe haltend: Da ist wohl noch was liegengeblieben. Erst als Frosinn-Vorsitzender Robert Hermann abwinkte, glaubte auch Grießhaber an den Zusatz. Bescheidener, das muß man dem Harmonie-Vorsitzenden lassen, geht’s wirklich nicht mehr.
Doch bescheiden war bei diesem Jubiläumsfest in der Tat allerhand. Nicht, dass der Rahmen dieses Festes zu klein gewählt worden oder die Qualität der Veranstaltungen zu kurz gekommen wäre. Bescheiden war da vielmehr die Präsenz der Prominenten, die sich mit der Liste der Absagen kaum messen ließ. Bürgermeister Gerhard Rückgauer oblag die undankbare Aufgabe beim Festakt am Freitagabend einige seiner Kollegen zu entschuldigen. Und einen langen Atem braucht so ein Redner, will er alle Namen und Verhinderungsgründe aufzählen. Der Landrat klagt über einen vollen Terminkalender, Bundestagsabgeordneter Sauter und Regierungspräsident Nothelfer hätten anderweitig Verpflichtungen nachzugehen und, und, und ... Der Schultis tat einem fast schon leid. Doch wie auch immer, beirren konnte das den wendigen Bürgermeister noch lange nicht. Rückgauer trotzend, nachdem er die Pflichtaufgabe abgehakt hatte: „Kurzum, wir werden das Fest auch ohne bundestagsabgeordneten, Regierungspräsidenten oder Landrat zu feiern wissen."
Ein anderer konnte einem an diesem Abend freilich auch leid tun. Verbandspräsident Ewald Merkle nämlich. Er hatte sich für seine Pflichtansprache einiges über „Frohsinn“ und „Harmonie“ zurechtgelegt. Wenn man sich nicht allzu intensiv ins Zeug legen will, lässt sich über das schon ein Weilchen plaudern. Nur Pech für den Verbandspräsidenten, dass just zuvor Pfarrvikarin Nicola Enke-Kupfer schon über dieses Thema referierte“.